Björn Porträt

Dezember 2015

“Dieses Erlebnis hat mich so berührt, dass ich dann nach einer Möglichkeit gesucht habe, für Obdachlose etwas zu tun.”

Björn Ecklundt (41) aus Berlin-Friedrichshain, Helfer im Obdachlosencafé des ObDach? e.V.

“Die Idee, mich in der Obdachlosenhilfe zu engagieren, habe ich schon länger mit mir herum getragen. Den Anstoß, es dann auch wirklich zu tun, erhielt ich, als ich eines Morgens im März 2012 bei ca. 5 Grad auf dem Weg zur Arbeit einen Mann auf einer Wiese vor meiner Arbeitsstelle gefunden habe. Er hatte dort offensichtlich übernachtet, allerdings ohne Decke oder Schlafsack. Er war völlig nüchtern aber deutlich unterkühlt. Mit einem anderen Passanten habe ich dann einen Krankenwagen gerufen. Zuerst wollte die Notrufzentrale keinen Wagen schicken, weil der Mann ansprechbar und nicht in Lebensgefahr war. Sie ließ sich dann aber doch überreden. Wir mussten den Mann überzeugen in den Krankenwagen zu steigen. Es war ihm offensichtlich unangenehm und er befürchtete zu weit weg von seinem Schlafplatz gebracht zu werden. Als ich ihm aufgeholfen habe, spürte ich die Kälte seiner Hände durch meine Winterjacke. Dieses Erlebnis hat mich so berührt, dass ich dann nach einer Möglichkeit gesucht habe, für Obdachlose etwas zu tun. Beim Nachtcafé habe ich das gefunden. Ich helfe seit dem regelmäßig im Obdachlosen-Nachtcafé in der Samariterstraße, zusammen mit einer Gruppe aus ausschließlich ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Das Nachtcafé ist jeden Donnerstag ab 18 Uhr geöffnet und bietet ein warmes Essen und einen Schlafplatz für unsere Gäste. Die Hauptarbeit der Abende ist natürlich das Essen zu kochen. Außerdem führen wir eine Kleiderkammer, die für unsere Besucher ebenso wichtig ist. Bei uns können die Gäste duschen und ihre Wäsche waschen. Wir stehen für Gespräche zur Verfügung und versuchen zu schlichten, wenn die Stimmung mal hochkocht. Wir sind nur eine Notunterkunft und können deshalb leider keinen dauerhaften Aufenthaltsplatz bieten. Mich motiviert, dass ich wenigstens für einen Abend dazu beitragen kann, dass den Menschen, die sehr wenig haben, mehr als nur einige Cents gegeben werden und dass das auch von vielen dankbar angenommen wird. Die Arbeit erdet mich und macht mir immer wieder klar, wieviel Glück ich bis jetzt in meinem Leben hatte. Das hilft mir, die Wichtigkeit von Problemen und materiellen Dingen einzuordnen. Obdachlose sind existierende Menschen. Ignoriert sie nicht, schenkt ihnen einen Blick, vielleicht ein Lächeln. Auch wenn ihr kein Geld geben wollt, kann es den Menschen schon ein bisschen helfen, wenn sie nicht wie Luft behandelt werden. Für das Nachtcafé suchen wir immer Helfer, die langfristig mitmachen wollen, besonders in den Nachtschichten.”

Kontakt: ObDach? e.V.: neu@obdach-ev.de bzw. www.obdach-ev.de

Foto: Beth Sibly
Autorin: Cordelia Krech

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