Stern des Monats Mai 2024
„Respekt für Tauben – dafür engagiere ich mich“
Uta Landrock setzt sich in Altglienicke für ein respektvolles Miteinander von Menschen und Stadttauben ein
„Im heißen Sommer 2019 saßen über 100 Tauben bei uns auf dem Hausdach im Kosmosviertel und hatten offensichtlich nicht genug Futter und Wasser. Für mich als tierliebender Mensch ein schrecklicher Anblick. Im Internet bin ich auf die Kampagne #Respekt Taube des Deutschen Tierschutzbundes gestoßen. Sie informiert darüber, wie wir Stadttauben auf nachhaltige und tierschutzgerechte Weise helfen können und korrigiert das völlig falsche Bild, das viele Menschen von den Stadttauben haben. Sie sehen in ihnen die „Ratten der Lüfte“, die Krankheiten übertragen und Häuser verschmutzen. Dabei sind wir Menschen selbst schuld, dass es so viele Tauben gibt. Wir haben sie über Jahrhunderte an uns gewöhnt und gebunden. Einst als Speise dem Adel vorbehalten, durfte später auch das einfache Volk Tauben halten. Für einen höheren Ertrag wurde den Tauben ein Brutzwang angezüchtet. Statt zwei- bis dreimal im Jahr brüten die Stadttauben jetzt sechs- bis achtmal.
Taubenschläge können das Problem lösen
Taubenschläge könnten das Problem lösen. Die Tauben finden dort Schutz, Futter und Wasser. Um die Population zu regulieren, werden die Eier gegen Attrappen ausgetauscht. Der größte Teil des Taubendrecks bleibt im Schlag und landet nicht auf Dächern, Balkonen und Grünflächen. Nachdem ich all das wusste, habe ich beschlossen, mich für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Taube zu engagieren. 2020 gründete ich die Privatinitiative Taubenschlag Kosmosviertel (PTK) und sprach mit Menschen aus der Nachbarschaft über das Projekt eines Taubenschlags für Stadttauben im Kosmosviertel. So fand ich Mitstreiter. Es hat ein bisschen gedauert, aber schließlich hat das Ordnungsamt uns eine Futterstelle auf einer Grünfläche zugewiesen. Dort füttere ich zweimal täglich die Tauben mit artgerechtem Taubenfutter. Es besteht aus Mais, Sonnenblumenkernen, Erbsen, Leinsamen, Hirse und anderen Körnern. Einen Teil des Futters bekommen wir vom Berliner Tierschutzverein, den Rest finanzieren wir aus eigener Tasche. Und wir kämpfen weiter für einen Taubenschlag in Altglienicke. Auch wenn ich manchmal schief angesehen werde, macht mir mein Engagement viel Freude. Weil ich weiß, dass ich Gutes tue.“
Weitere Infos:
Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin, Foto: STERNENFISCHER/Reginald Gramatté