Stern des Monats Mai 2025

„Basteln, spielen und viel sprechen“

Petra Jacobs engagiert sich ehrenamtlich als Sprachpatin für Kita-Kinder

„Seit knapp zwei Jahren bin ich Sprachpatin, ein Ehrenamt, zu dem ich eher zufällig gekommen bin. Ich hatte meine Arbeitszeit reduziert und wollte mich engagieren. Im Internet bin ich auf die Sprachpaten Berlin gestoßen. Den Verein gibt es erst seit 2021, ich war sehr willkommen. Wir Sprachpaten kümmern uns um Kita-Kinder, die kaum oder gar nicht deutsch sprechen und dadurch auch Defizite im Allgemeinwissen und in ihrer sozialen Entwicklung haben. In Berlin betrifft das fast jedes fünfte Kita-Kind. Meist kommen sie aus einkommensschwachen Familien, oft mit Migrationshintergrund. Sie starten mit einem erheblichen Rückstand in die Schule, den sie selten aufholen können.

Deutsch sprechen, selbstbewusster werden

Da ich in Schöneweide lebe, habe ich im Evangelischen Kindergarten „Sonnenstrahl“ angefragt und offene Türen eingerannt. Einmal in der Woche bin ich vormittags dort und kümmere mich um meine Patenkinder: einen Jungen aus Rumänien und ein Mädchen mit russischen Wurzeln. Die Kinder entscheiden, ob sie basteln, puzzeln, Bücher anschauen oder lieber draußen spielen wollen. Wichtig ist, viel mit ihnen zu sprechen, die deutschen Wörter für Alltagsgegenstände mit ihnen zu üben. Die Kinder sind anfangs oft scheu, haben wenig Selbstbewusstsein, auch weil sie sich nicht mit den anderen Kindern verständigen können. Man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn man nicht gleich Fortschritte sieht. Weil ein Vormittag in der Woche für die intensive Betreuung nicht reicht, hat jedes Kind mehrere Paten.

Neue Ehrenamtliche und weitere Kitas gesucht

Mittlerweile sind wir in Treptow-Köpenick zu sechst, ich bin die Koordinatorin. Wir würden uns nicht nur über mehr Sprachpaten freuen, sondern auch über weitere Kitas, die unser Angebot annehmen. Nur zwei Kitas im Stadtbezirk machen momentan mit. Manche fürchten vielleicht zusätzlichen organisatorischen Aufwand und sehen die Vorteile nicht, die unser Engagement bringt. Für mich ist es eine Aufgabe, die mir Freude bringt und meinem Leben auch im Ruhestand einen Sinn gibt. Meine ersten beiden Patenkinder, zwei Mädchen, werden demnächst eingeschult und ich hoffe, dass ich ihnen den Start etwas erleichtert habe.“

Sprachpat*innen für KiTa-Kinder e.V.

E-Mail: kontakt@sprachpaten.berlin

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin, Foto: Reginald Gramatté