Sabine Musial präsentiert eines der Archivstücke

Sabine Musial präsentiert eines der Archivstücke

Lesedauer: 7 Minuten

“Ich bin eine Sammlerin, wie mein Opa!“

Sabine Musial engagiert sich im Tagebuch- und Erinnerungsarchiv Berlin

„Bei jedem Paket ist das wie Weihnachten!“, strahlt Sabine Musial (63) und zeigt neu eingetroffene Schätze. Seit 2021 leitet sie das Team vom Tagebuch- und Erinnerungsarchiv (TEA) Berlin. Wohl geordnet bewahrt es im Bürgerhaus Altglienicke Lebensläufe, Geschichten, Briefe, Fotos, Zeugnisse … Dicke Mappen voller Alltagsgeschichte(n). Die spannendsten werden u. a. in Ausstellungen präsentiert.

Frau Musial, woher stammen Ihre Archivschätze?

Die Initialzündung gab 1993 die Mitarbeiterin beim damaligen Heimatmuseum Treptow und Autorin Karin Manke-Hengsbach, als sie für den Bezirk Treptow eine Schreibwerkstatt organisierte. Dort brachten Senior:innen Lebenserinnerungen zu Papier und ergänzten sie mit kopierten Fotos, Zeugnissen und Zeitungsausschnitten seit den 1920er/1930er Jahren. Nach und nach kamen Stücke aus Nachlässen dazu, Briefe, Dachbodenfunde in alter Sütterlin-Schrift. Interessierte halfen beim Ordnen und Entziffern. Seit 2012 besteht der Verein TEA Berlin, den Karin Manke-Hengsbach bis zur Übergabe 2021 leitete.

Bis heute erhalten wir in erster Linie Familiendokumente. Viele Menschen sind dankbar, Briefe und Fotos abzugeben, sie vertrauen uns Persönliches an. Da unser Verein keinerlei staatliche Unterstützung bekommt, können wir keine Dokumente ankaufen. Trotzdem erreichen uns Stücke aus ganz Deutschland, 80 Prozent Originale. Dazu digitalisierte Handschriften und Bilder oder Kopien von biografischem Material, das am PC entstanden ist.

Was machen Sie damit und wie groß ist ihr Team?

Wir sind etwa 30, alle arbeiten ehrenamtlich bei uns. Manche Mitglieder sind schon älter, aber helfen uns sehr, die Kosten für Raummiete und Arbeitsmaterial aufzubringen. Zum aktiven Kern gehören 15 Ehrenamtliche, die meisten aus Berlin. Zwei Mitglieder halten uns sogar in Potsdam und Frankfurt (O.) die Treue. Seit 2021 bin ich dabei.

Im Bürgerhaus an der Ortolfstraße treffen wir uns regelmäßig und tauschen uns auch digital aus, lesen Briefe und Dokumente, recherchieren, reparieren, erfassen Stichworte. Die speisen wir in die Datenbank der Staatsbibliothek Berlin „Kalliope – Verbundsystem“ ein. So nutzen unsere Archivstücke wissenschaftlicher Arbeit. Gemeinsam tüfteln wir auch an Ideen für Partnerschaften und Veranstaltungen. Publikum zu erreichen, ist das Kniffligste!

Nach ihrem Berufsleben als Kinderärztin wollten Sie aus Gesundheitsgründen eigentlich kürzer treten …

… stimmt. Und dann kam es anders! Unsere vier Kinder sind groß, ich wollte als Rentnerin etwas Neues ausprobieren, vor allem unter Leute gehen. Dass ich so Feuer fange und fast mehr arbeite als vorher, habe ich nicht gedacht!

Recherche liegt mir, Geschichte sowieso. Ja, ich bin eine Sammlerin – wie mein Opa! Es bewegt mich, Tagebücher, Feldpostbriefe, Familienstammbäume zu bewahren. Das ist mehr als „alte Sachen ordnen“. Man lernt dazu, baut zu Menschen Beziehungen auf. Das Arbeiten im Verein und der Zusammenhalt machen Spaß. Fachlich beraten uns die drei Archivare in unserem Team – immer kann ich meinen Mann fragen, er ist selbst vom Fach.

Wo lernt das Publikum die Archiv-Fundstücke kennen?

Interessierte sind bei uns im Archiv willkommen! Wir führen auch Tage der offenen Tür oder Geschichtswerkstätten durch. Besonders empfehle ich unsere Homepage www.tea-berlin.de. Gerade installieren wir dort ein Tagebuch, wo wir wöchentlich kurz und spannend über unsere neu erworbenen Dokumente erzählen. Das Museum Altglienicke zeigt Zeitzeugnisse aus diesem Kiez. Außerdem geben wir bei Veranstaltungen Einblick in unsere Arbeit. Im Sommer haben wir in der Zentralbibliothek und in der Bibliothek Marzahn Feldpostbriefe aus dem II. Weltkrieg präsentiert. Manche dieser alten Zeilen sind bestürzend aktuell geworden: Die Parallelen zwischen damals und heute drängen sich auf.

Für 2024 planen wir weitere Veranstaltungen und wollen erneut Lehrer:innen ansprechen. Wir denken, unsere Dokumente über den Alltag in verschiedenen Jahrzehnten und Gesellschaftssystemen könnten den Unterricht bereichern, Geschichte illustrieren. Wie mein Lieblingsstück: das akkurate Tagebuch des Maurers Josef Murch, Jahrgang 1867. Trotz einfachster Schulbildung hielt er für seine Kinder fest, wie er vor rund 100 Jahren bekannte Gebäude der Stadt wie das Urban-Krankenhaus, das Wasserwerk Friedrichshagen und das Kaufhaus am Hermannplatz mit aufgebaut hat.

Was wünscht sich Ihr Team am meisten?

Natürlich weitere Tagebücher und Dokumente und dazu neue Mitstreiter:innen. Gern wieder junge Leute, die vielleicht Blogs oder Social Media durchleuchten. Der Weg bis nach Altglienicke war manchem Freiwilligen aber zu weit. Wir würden gern an einen zentraleren Ort von Treptow-Köpenick mit größeren Räumen umziehen.

Zwischenüberschrift
Liebevoll verzierte Briefe aus dem 19. Jahrhundert

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Mehr im Internet unter www.tea-berlin.de

Interview: Claudia Korte
Fotos: Thomas Benz
Oktober 2023

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