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Jean-Paul Kuhfahl wandert mit Teilnehmer:innen des Projekts Kieztandem

In der Weite kann man durch den milchigen Dunstschleier hindurch, welcher über der Stadtlandschaft liegt, den Fernsehturm in seinen Konturen erahnen. Der Blick geht vom Turm am Rande der Metropole, dem Müggelturm, zu jenem im Herzen der Hauptstadt. Diese beeindruckende Aussicht genießen die Teilnehmenden einer Wanderung die im Rahmen des Sternenfischerprojektes Kieztandem am 19.03.22 stattfindet.

Landschaftsblick von den Müggelbergen Bild: Jean Paul Kuhfahl

,,Müggelschlößchenweg, dieser Bus endet hier. Bitte alle aussteigen!“ schallt es aus den Lautsprechern des Busses 269 der hier zwischen den Neubauten des Allendeviertels II und den Einfamilienhäusern der Siedlung Kämmereiheide seine Endhaltestelle hat. Empfangen wird der aussteigende Passagier von einer großen Informationstafel. Sie erteilt unter Anderem Auskünfte über den Namensgeber der Straße welche unmittelbar nach der Haltestelle vom Müggelschlößchenweg abzweigt. Es ist Alfred Randt, ein antifaschistischer Widerstandskämpfer aus Köpenick, gestorben 1945 im KZ Sachsenhausen. Würde man ihr weiter folgen, so gelangte man nach kurzer Strecke zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Der Himmel ist blau ab und zu verdecken vorbeiziehende Wolken die Sonne. Der Wind ist kühl aber unstet.

Wo die Buslinie zu Ende ist beginnt für einen Teil der wanderlustigen Neu- und Altberliner*innen der heutige Ausflug in die Müggelberge. Nach und nach treffen am Sammelpunkt die Teilnehmenden ein. Es sind darunter altbekannte und solche mit denen man heute Bekanntschaft macht. Man begrüßt sich und widmet sich den notwendigen Formalien, die Teilnehmendenliste ist zu führen. Währenddessen entwickeln sich erste belanglose Gespräche. In das Stimmengewirr der Wartenden mischen sich die Umgebungsgeräusche als klanglicher Hintergrund ein. Vögel singen ununterbrochen. Ab und zu fährt ein Fahrrad vorbei. In der Ferne ertönt das Martinshorn.

Kurz nach 11:00 Uhr setzt sich das Grüppchen in Bewegung. Der Sammelpunkt ist nämlich nicht der Startpunkt der Wanderung. Es gilt sich zur Haltestelle Rübezahl zu begeben. Die Strecke wird zweigeteilt zurückgelegt erst Fußmarsch dann Busfahrt. Die Geschwindigkeiten der Teilnehmenden sind unterschiedlich, sodass sich die Kolonne in die Länge zieht. Verzögert treffen alle an der Haltestelle in der Salvador-Allende-Straße ein. Auf den Bus wartend drehen sich die Unterhaltungen um das aktuelle Thema unserer Tage, den Krieg in der Ukraine mit seinen tausenden von Toten.

Die Kieztandemwanderung ist eine Veranstaltung innerhalb der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Diese Woche findet jährlich rund um den 21. März dem Internationalen Tag gegen Rassismus statt. Der Internationale Tag geht auf eine Initiative der Vereinten Nationen zurück. Es ist der Jahrestag des Sharpeville-Massakers von 1960 in Südafrika.

Angekommen an der Haltestelle Rübezahl wird Ausschau gehalten nach den Teilnehmenden der Wanderung die sich direkt zum Startpunkt begeben haben. Sie sind schnell ausfindig gemacht. Nun sind alle 14 Teilnehmenden der Wanderung beieinander. Unter ihnen die Projektleiterin Kieztandem Anne Eilert und der Gesundheitscoach Philipp Kotowski. Mit einer sehr kurzen Rede begrüßt Anne die Anwesenden zur Kieztandemwanderung. Die Nordic-Walking-Stöcke werden an die ausgegeben die sie benutzen möchten. Für ihre richtige Verwendung gibt Philipp einige Hinweise. Die Wanderung beginnt.

Die Wandergruppe durchschreitet das hölzerne Tor, dass diejenigen begrüßt, die den Teufelssee und die Müggelberge besuchen. Der Waldweg ist in ein Spiel aus Licht und Schatten getaucht. Je mehr sich die Entfernung zum Müggelheimer Damm vergrößert, desto weniger ist das Brummen der Fahrzeugmotoren zu vernehmen. Die Waldesruhe mit einer leichten Spur von Vogelgezwitscher gewinnt die Überhand. Gelegentlich durchbrochen wird sie durch das Donnern eines Flugzeuges. Der BER ist nicht allzu weit weg.

Beim Projekt Kieztandem unterstützen Bewohner*innen des Bezirkes Treptow-Köpenick Geflüchtete die in ihrer Nachbarschaft leben, indem sie als Pat*innen den Neu-Berliner*innen dabei helfen sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden. Am Teufelssee angelangt schwenkt die Wandergruppe auf den Rundweg um den See ein. Etwa die Hälfte des Rundweges ist zurückgelegt, als sich die Blicke der Teilnehmenden nach oben richten. Auf der Bergeshöhe thront erhaben der Hauptort des heutigen Tages, der Müggelturm. Erreicht ist er jedoch noch nicht, und so wird die kurze Pause beendet und der Weg fortgesetzt.

Der Aufstieg auf den Berg beginnt. Nach oben führt eine Treppe, die eine durchaus beachtliche Länge besitzt. Ein Grundmaß an Sportlichkeit ist für das erfolgreiche Erklimmen dieses Stufenbandes sicherlich erforderlich. Für die Wandernden stellt das aber kein Problem dar. Alle erreichen mit Leichtigkeit den Gipfel. Nach der Bergtreppe sind noch die Treppen des Turmes zu bezwingen. Stockwerk für Stockwerk nährt man sich der Aussichtsebene. Hat man sie erreicht, bietet sich ein herrliches Panorama aus Stadt und Natur.

Auf den sanft wogenden Wellen des Großen Müggelsees ziehen Enten und Schwäne ihre Bahnen. Die Wandergruppe befindet sich nun am letzten Ort ihres Ausfluges. Nach den Mühen des Wanderns warten hier nun die kulinarischen Freuden des Biergartens Rübezahl auf sie. Das Angebot der Speisekarte ist sehr übersichtlich. Trotzdem findet jeder etwas Passendes für seinen Geschmack.

Als dann der letzte Happen gegessen und der letzte Schluck getrunken sind, erheben sich alle Teilnehmenden für den letzten Weg des Tages zu dem Ort, wo der Ausflug am Vormittag begann, dem Parkplatz am Müggelheimer Damm. Die Walkingstöcke werden abgegeben und man verabschiedet sich von denen, die mit dem eigenen Auto angereist sind. Der andere Teil fährt noch ein Stück des Rückweges gemeinsam mit dem Bus, bis sich die Gruppe nach und nach in den Weiten der Stadt, in dessen Zentrum man von den Höhen des Müggelturmes aus blicken konnte, zerstreut.

Text: Jean-Paul Kuhfahl (April 2022)
Fotos: Projekt Kieztandem

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