“Die Stimmung ist viel positiver, als man denkt”: Johannes erfüllt letzte Wünsche von todkranken Menschen
Noch einmal Freunde treffen, Pferde streicheln oder ein Konzert erleben. Das sind letzte Wünsche von Schwerstkranken aus Berlin. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) erfüllt sie kostenlos – dank Ehrenamtlichen wie Johannes S. (27) aus Johannisthal.
Wie sind Sie zu diesem Ehrenamt gekommen?
Im ASB engagiere ich mich seit elf Jahren, bin als Rettungsschwimmer oft am Kleinen Müggelsee. Dann hörte ich vom bundesweiten Projekt ASB-Wünschewagen und dass Begleiter gesucht werden für den Berliner Wagen, der seit 2016 rollt. Gute Sache, dachte ich, letzte Wünsche darf man nicht auf die lange Bank schieben. Seit 2018 bin ich dabei. Eine Fahrt wird bei uns im Schnitt in sieben Tagen vorbereitet. Das ist sportlich und klappt nur, wenn viele mitziehen. Unser Team kann gar nicht groß genug sein!
Was haben Sie unterwegs zu tun, welche Voraussetzungen sind nötig?
Im Einsatz sind wir immer zu zweit, holen unsere Fahrgäste und Angehörige vom Hospiz ab und bringen sie zu Menschen oder Orten, die ihnen wichtig sind. Die Stimmung ist positiver als man denkt, auch weil unser Krankentransporter gemütlicher ist als andere: Die Gäste liegen bequem und schauen durch die Panoramascheiben oder auf den Sternenhimmel oben im Auto. Die medizinische Ausstattung fällt nicht so auf. Ob jemand z.B. Sauerstoff bekommt, wissen wir vorher und müssen nicht fragen. Medizinische Kenntnisse brauchen wir ehrenamtlichen Begleiter natürlich. Als Notfallsanitäter und Feuerwehrmann bringe ich sie mit, aber Interessierte können sich auch beim ASB schulen lassen.
Trotz Schichtdienst schenken Sie Freizeit. Weshalb wurden Sie „Wunscherfüller“?
Das Projekt wird gebraucht – und die Fahrten sind für alle Seiten schön. Über Krankheit und Sterben sprechen wir fast nie. Man erlebt Freude und Dankbarkeit, da bleibt ein warmes, glückliches Gefühl. Es sind auch für uns jedes Mal besondere Erlebnisse.
Welche letzten Wünsche haben Sie mit erfüllt?
Meine erste Fahrt führte an die Ostsee: Eine krebskranke Berlinerin wollte noch einmal dorthin, wo sie oft im Urlaub war. Wir haben sie bis auf den Leuchtturm am Darßer Ort hochgetragen. Es war rührend zu sehen, wie sie strahlte. Andere Touren sind kürzer. Mal ging es auf einen Reiterhof im Umland, mal in die Alte Försterei. Da wollte unser Fahrgast nochmal mit den Unionern fiebern. Das war auch für mich ein Geschenk!
Mehr unter www.wuenschewagen.de/berlin
Interview: Claudia Korte
Fotos: Reginald Gramatté, Ann-Brit Keck, Lisa Hambsch, Andrea Schultze