Andreas Schulz (Bild: Reginald Gramatté)

Stern des Monats Februar 2025

„In der Köpenickiade zeigen wir preußischen Kadavergehorsam – mit Humor und Augenzwinkern“

Als Mitglied der Köpenicker Hauptmanngarde macht Andreas Schulz erfolgreiches Straßentheater

„Seit drei Jahren trage ich von Mai bis Oktober an jedem Sonnabend eine alte preußische Uniform. Die Köpenicker Hauptmanngarde hatte damals per Annonce nach neuen „Gardisten“ gesucht, ich wurde einer von ihnen. Es war gerade eine schwierige Zeit, weil das Köpenicker Rathaus saniert wurde und die Hauptmanngarde nicht mehr im Rathausinnenhof auftreten konnte. Bis zum Ende der Sanierung zeigen wir nun vor der Touristeninformation am Schlossplatz unsere Köpenickiade.

Die Köpenickiade als Straßentheater

Es ist die Geschichte vom Schuhmacher Wilhelm Voigt, der 1906 mit Hauptmannuniform und gutgläubigen Gardesoldaten ins Rathaus marschierte, den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse raubte. Verfilmt und als Theaterstück auf die Bühne gebracht, hat diese Posse Köpenick weit über Berlin hinaus bekannt gemacht. Dabei hat sie einen ernsten Hintergrund. Voigt, ein Kleinkrimineller, war nach mehreren Gefängnisaufenthalten auf dem besten Weg, sich seinen Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen. Ohne Pass, stattdessen mit Aufenthaltsverbot belegt, hatte er jedoch keine Chance. Wir führen seinen Geniestreich zwar mit Humor und Augenzwinkern auf, erzählen aber auch die Vorgeschichte. Wir hofieren also keinen Verbrecher, wie uns schon vorgeworfen wurde, sondern zeigen die Lebensumstände im damaligen Preußen. Und natürlich den sprichwörtlichen Kadavergehorsam. Wir haben für unser Straßentheater ein eigenes Drehbuch geschrieben und uns dafür mit der preußischen Geschichte auseinandergesetzt.

Neue Gardisten gesucht!

Nach der Aufführung bleiben wir immer noch auf dem Platz, um Fragen zu beantworten. Die Köpenicker Hauptmanngarde e.V. gibt es seit 20 Jahren. Seit dem vergangenen Jahr bin ich der Vereinsvorsitzende. Ein Ehrenamt, das ich gern übernommen habe, das aber neben Spaß und Freude auch Sorgen mit sich bringt. Momentan sind wir 14 aktive Mitglieder. Das ist eigentlich das Minimum. Uns fehlt der Nachwuchs. Gardemaß braucht man nicht mitzubringen, aber Zeit. Von Anfang Mai bis zum 16. Oktober, dem Tag des Kassenraubs, treten wir jeden Sonnabend auf. Dazu kommen Stadtfeste, Straßenumzüge, der Weihnachtsmarkt. Wer also Lust hat, bei der Hauptmanngarde mitzumachen, ist herzlich willkommen. Der Spaß ist bei uns garantiert.“

Köpenicker HauptmannGarde e.V.

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin, Foto: Reginald Gramatté

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