Junger Mann mit schwarzer Jacke vor weißem Gebäude

Anton Trofimov-Bild-Reginald-Gramatte

Stern des Monats März  2024

„Ich bin selbst geflüchtet und weiß, was die Menschen brauchen“

Organisieren, übersetzen, ansprechbar sein: Anton Trofimov engagiert sich für geflüchtete Menschen in Schönefeld

„Seit rund anderthalb Jahren, also so lange wie ich in Deutschland bin, engagiere ich mich für Geflüchtete. Damals bin ich aus meiner Heimatstadt St. Petersburg nach Berlin gekommen. Geflüchtet über Finnland, weil ich in Russland nicht sicher war. Ich habe mich dort im Team Nawalny engagiert. Was Putin mit Menschen macht, die seine Politik kritisieren und den Russen die Augen öffnen wollen, haben wir ja gerade erst gesehen. Außerdem wollte ich verhindern, dass ich gegen die Ukraine in den Krieg ziehen muss.

Dankbar für die Zuflucht in Deutschland

Ich bin Deutschland sehr dankbar, dass ich hier Zuflucht gefunden habe und möchte mit meinem Engagement etwas zurückgeben. Deshalb arbeite ich ehrenamtlich in der Aufnahmeeinrichtung Schönefeld. Dort leben zwischen 350 und 400 Menschen, vor allem aus arabischen Ländern, aber auch aus Georgien und Moldawien. Als Geflüchteter weiß ich ziemlich genau, was diese Menschen brauchen: Ansprechpartner, die ihre Sprache sprechen und die ihnen bei vielen organisatorischen Dingen helfen. Zum Beispiel wie man zu einem 9-Euro-Ticket kommt. Ich habe auch einem Mann geholfen, der zur Bluttransfusion ins Krankenhaus musste und für ihn gedolmetscht. Meistens übersetze ich Russisch – Englisch, aber zunehmend auch Russisch – Deutsch.

Organisieren, informieren – und noch besser Deutsch lernen

Ich gebe Informationen von der Volkssolidarität, die die Unterkunft betreibt, an die Bewohner weiter, verteile Flyer oder kopiere Schriftstücke. Jeden Mittwoch bin ich da, wenn die Clowns von den Roten Nasen zu den Kindern ins Heim kommen. Ich bereite den Raum vor, hole die Kinder und bin Ansprechpartner für die Clowns. Auch Events wie das Sommerfest, die Weihnachtsfeier und andere Festen habe ich mit vorbereitet. Ein paarmal in der Woche bin ich im Heim. Die Leute von der Volkssolidarität sind immer dankbar für mein ehrenamtliches Engagement. Darüber freue ich mich sehr. Ich helfe einfach gern, kann so mein Deutsch verbessern und Kontakte zu anderen Menschen knüpfen. Sonst wäre ich vielleicht ein bisschen einsam.“

Weitere Infos: www.volkssolidaritaet-berlin.de

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin, Foto: STERNENFISCHER/Reginald Gramatté

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