Dezember 2018
„Ich wollte nicht nur Hilfe annehmen, sondern auch selbst helfen“
Baara Mshinish hilft Geflüchteten
„Für mich ist es selbstverständlich, mich ehrenamtlich zu engagieren. Auch weil ich selbst sehr viel Hilfe und Unterstützung erhalten habe. Ich bin im Oktober 2014 als Geflüchteter nach Deutschland gekommen. Mit meiner Familie habe ich in Syriens Hauptstadt Damaskus gelebt, bin aber Palästinenser. Ich habe Englisch studiert und wollte Dolmetscher werden, aber um meine Familie zu ernähren, musste ich arbeiten. Wenn es Arbeit gab. Der Krieg hat unsere Lage immer mehr verschlimmert, deshalb bin ich gemeinsam mit Freunden geflohen. Seit März 2015 habe ich im Übergangsheim in der Alfred-Randt-Straße in Köpenick gelebt, ein Vierteljahr später konnten meine Frau und meine Tochter nachkommen. Der Leiter des Heims, die Sozialarbeiter*innen und die Ehrenamtlichen von „Allende 2 hilft“ haben uns geholfen, uns in der neuen Umgebung einzuleben. Das hat mich beeindruckt, aber ich wollte nicht nur Hilfe annehmen, sondern auch selbst Hilfe geben. Deshalb habe ich auch gleich in der Spendenkammer mitgearbeitet und den Garten der Hoffnung auf dem Gelände des Heims mit angelegt. Ich habe ziemlich schnell Deutsch gelernt und kann so anderen Geflüchteten helfen. Ich gehe mit ihnen zur Ausländerbehörde, zum Jobcenter oder auch zum Arzt. Vor kurzem habe ich einem Freund geholfen, sein Kind in der Schule anzumelden. Anfangs habe ich aus dem Arabischen ins Englische übersetzt, jetzt klappt das mit Arabisch-Deutsch schon richtig gut. Das hilft mir auch, mein Deutsch zu verbessern. Ich will eine Ausbildung zum Erzieher machen, da muss ich gut Deutsch sprechen. Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie in einer eigenen Wohnung, aber ich bin oft im Übergangswohnheim. Manchmal bitten mich die Sozialarbeiter*innen um Hilfe, aber ich gehe auch oft von mir aus hin. Mir gefällt es, wenn ich anderen helfen kann, da nehme ich mir die Zeit. Geflüchtete, denen ich letztes Jahr noch geholfen habe, sprechen jetzt fast besser deutsch als ich. Darauf bin ich stolz.“
Kontakt: Internationaler Bund, Übergangswohnheim Alfred-Randt-Straße 19, 12559 Berlin; www.internationaler-bund.de/standort/211203/; Peter Herrmanns (Leiter); Linda Massino (Ehrenamtskoordinatorin), Tel.: 030-204597925, linda.massino@ib.de
Autorin: Claudia Berlin / Foto: Reginald Gramatté