Paula_Gruendler_c_Reginald_Gramatte1

Dezember 2021

„Ich rette Lebensmittel“

Paula Gründler (29) aus Berlin-Schöneweide rettet Lebensmittel

„Seit sechs Jahren bin ich Foodsharer, aber ich nenne mich lieber Lebensmittelretterin. Zu Foodsharing.de bin ich über eine Freundin gekommen. Mich hat das Konzept sofort überzeugt, denn ich finde es erschreckend, wie viele Tonnen Lebensmittel in unserer Gesellschaft weggeworfen werden. Sei es, weil der Kühlschrank noch voll ist, wenn man in den Urlaub fahren will oder auf einer Feier doch nicht so viel gegessen wie zubereitet wurde. Das kann man auf unserer Plattform im Internet anbieten oder in unsere FAIRteiler packen, das sind öffentliche Kühlschränke und Regale. Hauptsächlich aber holen wir Lebensmittel aus Super- und Wochenmärkten, von Imbissen, Caterern und aus Kantinen ab. Dafür mussten die Abholer*innen eine Online-Prüfung ablegen, Fragen zu Hygienevorschriften, Lebensmittelsicherheit, Verfalls- und Mindesthaltbarkeitsdaten beantworten und dann bei drei Abholungen begleitend dabei sein. Meist sind wir zu Fuß unterwegs, dann erkennt man uns an den Trolleys und den großen Einkaufstüten oder an den (Lasten)Fahrrädern. Wir haben eine ganze Liste von Abnehmern, darunter Obdachlosenunterkünfte, Frauenhäuser, Jugendklubs, soziale Einrichtungen für Kinder. Alle 14 Tage gibt es außerdem am Sonntagvormittag um 11 Uhr eine öffentliche Fairteilung am Bahnhof Schöneweide. Unsere Klientel ist bunt gemischt: Student*innen, Familien, Rentner*innen, Bedürftige. Ich bin seit vier Jahren Betriebsverantwortliche, das heißt zuständig für etwa 50 Abholer*innen. Ich koordiniere ihre Einsätze und halte den Kontakt zu den Betrieben und Filialen. In vielen Supermärkten wird täglich abgeholt. Brot bleibt am meisten übrig, auf den Wochenmärkten ist es vor allem Obst und Gemüse. Und nach Weihnachten landen haufenweise Klöße in unseren Trolleys. An deren Gewicht kann man gut erkennen, wie viele Lebensmittel wir vor dem Wegwerfen gerettet haben. Ich freue mich immer, wenn wir einen Einsatz nicht machen müssen, weil alles aufgebraucht oder verkauft ist. Unser Ziel ist es ja, irgendwann mal nicht mehr gebraucht zu werden. Aber das wird noch dauern und bis dahin freuen wir uns über alles, was wir retten können und jeden, der bei uns mitmachen will.“

Weitere Infos: www.foodsharing.de

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin Fotos: STERNENFISCHER/Reginald Gramatté

 

Weitere Beiträge

    Order By :
    Order :