Februar 2016
„Mir macht es Spaß, mit Worten kreativ zu sein“
Claudia Johann (36) aus Berlin-Wedding, Mitbegründerin und Vorsitzende des gesellschafts- und bildungspolitischen Vereins machtWORTE! e.V.
„Das konkrete Engagement ist ein Zusammenschluss mit Kommilitoninnen, der sich auch nach unserer Universitätszeit erhalten und weiter entwickelt hat. Offiziell habe ich die Rolle der Vorsitzenden, gemeinsam mit Elisabeth Weber. Aber diese Rollen sind nur eine formelle Angelegenheit, wir arbeiten zu viert gleichberechtigt miteinander.
Dreh- und Angelpunkt ist unser gleichnamiges Buch „machtWORTE!“, in welchem wir uns kritisch mit Sprache auseinandersetzen und nach möglichen gewalt- und verletzungsfreien Alternativen suchen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Bildung und Erziehung zu fördern und somit über die Vielfalt von Lebensweisen aufzuklären sowie Vorurteile und Benachteiligungen aufzulösen. Zweck des Vereins ist das Einschreiten in strukturelle Diskriminierungen und Privilegierungen, indem theoretische Konzepte zu Rassismus und Sexismus sowie zu weiteren Macht- und Unterdrückungsverhältnissen in leicht zugängliche Bilder und Sprache transportiert werden. Soziale Ungleichheit entsteht unserer Meinung nach zunächst im Kopf, hat aber reale Auswirkungen auf die Lebenslagen und Lebensqualitäten von Menschen. Unser Projekt soll Kindern, Jugendlichen und erziehenden Personen verdeutlichen, wie wichtig die eigene Sprache ist und welche Gestaltungsmöglichkeiten sie selbst haben. Sie sollen sich so als aktive Akteur_innen begreifen lernen und auf diese Weise handlungsfähig bleiben bzw. werden. Unser Projekt bietet die Möglichkeit, den eigenen machtvollen Sprach-Handlungsgebrauch zu überdenken und bewusst zu machen. Gerade sprachliche Diskriminierungen und somit gewaltvolles und verletzendes Verhalten werden benannt und diskutiert. Mein persönlicher Gewinn? Mir macht es einfach Spaß, mit Worten kreativ umzugehen. Die bestehenden Machtverhältnisse und die damit zusammenhängenden Diskriminierungen auf diese Weise zu „bekämpfen“, ist für mich so etwas wie mein Lebensinhalt. Es ist mir einfach ein Anliegen, an der Gestaltung einer Gesellschaft, die friedvoller, zugewandter, nachsichtiger, anerkennender und gleichberechtigter ist, zu partizipieren. Ich habe zwei Kinder, die in die dritte und fünfte Klasse gehen. Darum weiß ich, wie sensibel Kinder für Ungerechtigkeit und Verletzungen sind und wie sie sich dennoch mit Worten gegenseitig verletzen und herabsetzen. Ein persönlicher Gewinn wäre es also, wenn meine Kinder und alle anderen (und natürlich auch erwachsene Menschen) erkennen, welche Macht Sprache hat, und darüber nachdenken, wie sie ihr Verhalten eher zu einem Miteinander – unabhängig von Herkunft, Klasse, Geschlecht oder anderen Normen und Strukturen – entwickeln bzw. wandeln können. Bei Interesse an einem unserer Workshops oder sonstigem Austausch mit uns, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme.“
Kontakt machtWORTE! e.V.: Claudia Johann unter machtworte@gmx.de bzw. 0172 9871001
Autorin: Cordelia Krech