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STERN des Monats Januar 2022

„Das Freilandlabor Kaniswall ist seit 30 Jahren so etwas wie mein zweites Zuhause. 1991 habe ich mit Wissenschaftlern und Naturschützern und großer Unterstützung durch das Bezirksamt Köpenick angefangen, hier einen grünen Lernort aufzubauen. Es war ein ziemlicher Kraftakt, aus dem ehemaligen Stasi-Urlaubsobjekt einen Platz fürs Lernen außerhalb der Klassenräume zu machen. Wie man ein solches Projekt zum Laufen bringt, habe ich mir in anderen Freilandlaboren angesehen. Und natürlich habe ich als Lehrer für Biologie und Sport gute Voraussetzungen mitgebracht. Unterricht hier sieht anders aus als im Klassenzimmer. Schulbücher, Lehrtafeln und Filme werden zur lebendigen Wirklichkeit. Wir besichtigen verschiedene Biotope und Gewässer und haben einen Schülerlehrpfad mit fast 30 verschiedenen Baumarten angelegt. Beeindruckend sind das weitläufige Feuchtbiotop Gosener Wiesen, die Spree und die Sandinsel Kaniswall. Über 600 Pflanzenarten und rund 90 Brutvogelarten gibt es im Gebiet, viele davon stehen auf der Roten Liste. Käfer- und Schmetterlingsarten leben hier, die aus anderen Regionen längst verschwunden sind.

Anfangs kamen rund 2000 Besucher im Jahr. Heute sind es 3000 bis 5000, hauptsächlich Schüler der 5. und 6. Klassen mit naturwissenschaftlichem und fächerübergreifendem Unterricht. Sie erleben hier, wie alles in der Natur zusammenhängt und dass der Mensch ein Teil davon ist. Besonders spannend ist es, wenn sie Flora und Fauna unter dem Mikroskop betrachten oder Fische sezieren. Die bekommen wir vom benachbarten Fischer. Einem seiner Vorgänger – dem Fischer Kahnis – hat Fontane ein literarisches Denkmal gesetzt.

Seit meiner Pensionierung 2007 arbeite ich ehrenamtlich in Kaniswall, bin gegenwärtig Vorsitzender des Fördervereins. Ich investiere immer noch gern Zeit und Ideen in das Freilandlabor. So beschäftigen sich die Kinder heute häufiger mit dem Artenrückgang, dem Klimawandel, der Energiewende und lernen viel über gesunde Lebensweise. Sie können im Freilandlabor Kaniswall auch selbst kochen und backen, sich sportlich betätigen oder im Heuraum entspannen. Meine Erfahrungen gebe ich auch gern an Studenten und Jugendliche im freiwilligen ökologischen Jahr weiter. Für mich ist Kaniswall nicht nur eine Lernwelt im Grünen, sondern auch ein Ort der Freude und gemeinsamer Naturerlebnisse.“

Weitere Infos: www.kaniswall.de
Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin Fotos: STERNENFISCHER/Reginald Gramatté

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