
Juli_2016
Juli 2016
„Es ist wichtig, sich nicht nur um sich selber zu drehen“
Osman Kutluay (48) aus Berlin Charlottenburg, Lebens- und Sterbebegleiter im Hospizdienst der St. Elisabeth Diakonie gGmbH
„Ich bin seit 2014 in einem Ehrenamt tätig, das nicht nur meiner Persönlichkeit entspricht, sondern bei dem ich auch einsetzen kann, was ich selbst als Begabung betrachte – meine Offenheit und Ehrlichkeit und den Willen, eine ganz besondere Verantwortung zu nehmen. Die Sensibilität für die Lebens- und Sterbebegleitung habe ich durch den Tod meines Vaters 2009 entwickelt. In dieser Zeit war ich viel mit meiner Familie zusammen und habe bestmöglich versucht meine Angehörigen in dieser Trauerphase aufzufangen und zu begleiten. Also entschied ich mich, auch für andere da sein zu wollen. Trauernde dabei zu unterstützen, den Tod als Teil des Kreislaufes im Leben ansehen zu können und Menschen wertschätzend zu verabschieden – das war mein Ziel. Also entschied ich mich für ein Ehrenamt im Hospizdienst der St. Elisabeth Diakonie. Anfangs absolvierte ich dort eine 8 monatige Ausbildung. Nach Beendigung des Grundkurses beginnt eine halbjährige Praktikumsphase mit Supervision und regelmäßiger Fortbildung. Beendet wird die Ausbildung innerhalb einer kleinen Feierstunde mit der Verleihung eines Zertifikates und einem gemeinsamen Essen. Zu der Ausbildung gehören unter anderem die Kontaktaufnahme, Kommunikationsformen, der Umgang mit Schwersterkrankten bzw. Sterbenden, die Trauerarbeit, aber auch Informationen zur Palliativmedizin. Mein Ehrenamt findet in verschiedenen Einrichtungen statt, in denen Sterbende und Nahestehende Unterstützung benötigen. Wichtig dabei ist mir den Angehörigen Zuversicht zu vermitteln und allen die Gelegenheit des friedlichen Verabschiedens zu ermöglichen. Im Rahmen von Gesprächen und bei dem Verbringen gemeinsamer Zeit helfe ich dabei, die Menschen wertschätzend zu verabschieden. Mein persönlicher Gewinn daraus ist das Gefühl der Nächstenliebe und auch der Dankbarkeit, die mir entgegen gebracht wird und die ich der Gesellschaft gegenüber ausdrücken kann. Durch mein Ehrenamt kann ich etwas zurückgeben und dabei für die Gesellschaft da sein, ohne selbst einen materiellen Nutzen daraus zu ziehen. Außerdem bereichert es mich, sowohl meine türkischen Wurzeln als auch die Erfahrungen aus meinem deutschen Kulturkreis mit einfließen zu lassen. Jeder kann einen Beitrag für das Zusammenleben leisten, insbesondere auch Menschen, die aus anderen Kulturkreisen stammen und dadurch zu einem vielfältigen Erfahrungsaustausch beitragen können. Es ist wichtig, sich nicht nur um sich selber drehen und Respekt vor anderen zu haben und zeigen.“
Kontakt St. Elisabeth Diakonie gGmbH: Kerstin Adler unter kerstin.adler@elisabeth-hospizdienst.de bzw. 030 4354531 oder www.elisabeth-hospizdienst.de
Autorin: Cordelia Krech
Foto: privat