Stern des Monats Juni 2025

„Fahrtwind im Haar, Freude im Herzen“

Matthias Kleemann ist ehrenamtlicher Rikscha-Pilot beim Verein „Radeln ohne Alter“

Matthias Kleemann (73) vom Verein „Radeln ohne Alter“ ist Rikscha-Pilot in Friedrichshagen. Er tritt in die Pedale, damit Menschen, die nicht mehr so mobil sind, mal wieder Wind im Haar spüren und Müggelsee-Luft schnuppern können.

„Seit 2019 bin ich Rikscha-Pilot. Im Radio hatte ich eine Reportage über den Verein gehört. Die Idee gefiel mir, mit Menschen, die selbst nicht mehr in die Pedale treten können, eine Radtour zu machen. Zum einen wollte ich mich ehrenamtlich um alte Menschen kümmern, zum anderen fahre ich selbst gern Rad.
Mein Einstieg bei „Radeln ohne Alter“ fiel in das Jahr des 30. Jahrestag des Mauerfalls. Aus diesem Anlass veranstaltete der Verein eine mehrtägige Tour auf dem Mauerradweg, von Pflegeheim zu Pflegeheim, mit Bewohnern an Bord. In Altglienicke wurden wir vom Bezirksbürgermeister Oliver Igel empfangen. Der fand die Idee gut, Radeln ohne Alter auch in Treptow-Köpenick anzusiedeln, als ersten Standort im Ostteil der Stadt. Trotzdem hat es noch einige Jahre gedauert, bis es so weit war. Der Verein hat eine Rikscha gekauft und mit dem Seniorenheim in der Werlseestraße in Friedrichshagen einen Kooperationspartner gefunden.

Kapitän der Rikscha-Piloten

Seit dem Frühjahr 2024 ist unsere Rikscha dort untergebracht, ein Heimmitarbeiter ist unser fester Ansprechpartner. Mittlerweile sind wir in Friedrichshagen sechs ehrenamtliche Rikscha-Piloten, ich bin der Kapitän. Das heißt, ich weise die neuen Piloten in die Geheimnisse des Rikschafahrens ein, denn Rikschafahren will gelernt sein. Es gibt einiges zu beachten, denn wir haben in der Regel alte und bewegungseingeschränkte Passagiere an Bord, die wir sicher transportieren wollen. Unsere Rikscha ist mit ein bis zwei Passagieren und dem Elektroantrieb ziemlich schwer und es bedarf einiger Übung, mit unseren Fahrgästen sicher durch Friedrichshagen zu radeln. Nicht so einfach, denn hier gibt es wenig Radwege, dafür viel Kopfsteinpflaster.

Orte, Erinnerungen, Geschichten

Unsere Passagiere entscheiden, wohin wir fahren: meist in die Bölschestraße, zum Müggelsee oder in ihre alte Wohngegend. Sie freuen sich, dass sie mal wieder rauskommen, Stadtluft schnuppern und den Fahrtwind im Haar spüren. Oft kommen Erinnerungen hoch und wir erfahren Geschichten aus ihrem Leben. Wir sehen, dass sie die Tour genießen und Freude dran haben. Das ist das, was ich wollte.“

Weitere Infos:  Berlin – Radeln ohne Alter

E-Mail: berlin@radelnohnealter.de

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin, Foto: Reginald Gramatté

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