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November 2017

“Eine Sprache lernt man am besten spielerisch”

Adzovi Adjogah, Ehrenamtliche Lesepatin

„Zugegeben, es mag vielen Menschen ungewöhnlich erscheinen, dass ich als Lesepatin arbeite. Ich bin unverkennbar Afrikanerin, trage auch gern unsere traditionell bunte Kleidung. Aber ich spreche perfekt deutsch. Ich habe schon in der Schule in Togo die deutsche Sprache gelernt. Das ist in meinem Heimatland gar nicht so ungewöhnlich.  Togo war mehr als 30 Jahre deutsche Kolonie, Deutsch wird noch heute als zweite Fremdsprache an den Schulen unterrichtet. Ich habe selbst nach meinem Germanistikstudium fünf Jahre lang an einem Gymnasium in Togo als Deutschlehrerin gearbeitet. Ich war auch früher schon in Deutschland, als Au Pair und für ein Forschungssemester an der Humboldt-Universität. Seit 2010 studiere ich hier Literaturwissenschaften und schreibe gerade meine Dissertation. Literatur ist meine große Leidenschaft. So bin ich auch zu meinem Ehrenamt als Lesepatin gekommen. Im Herbst 2015 habe ich mich für einen Vorlesetag gemeldet, so kam ich an die Nürtingen-Grundschule in Kreuzberg. Dort lese ich jeden Freitag mit Schüler/-innen der ersten bis dritten Klasse. An der Schule lernen vorwiegend Kinder mit Migrationshintergrund, hauptsächlich Kinder mit türkischen Wurzeln. In den ersten Minuten spielen wir Bingo oder Memory, zum Aufwärmen. Die Kinder lieben auch Reim- und Silbenspiele, bei denen sie singen oder klatschen können. Ich denke sowieso, dass man eine Sprache am besten spielerisch lernt. Am wichtigsten ist es, den Kindern die Freude am Lesen zu vermitteln. Es gibt so viele Geschichten zu teilen und mitzuerleben. Und ich will das Selbstvertrauen der Kinder stärken. Das kann ich bei den Kindern mit ausländischen Wurzeln vielleicht besser als Lesepaten, deren Muttersprache Deutsch ist. Die Kinder kommen auch mit ihren Alltagssorgen zu mir. Ich freue mich, dass sie Vertrauen zu mir haben und mich vermissen, wenn ich mal nicht da bin. Ich habe schon früher in Togo ehrenamtlich gearbeitet, auch mit Schüler/-innen. Es macht mich glücklich, für andere da zu sein, gebraucht zu werden und dabei mitzuhelfen, dass die Kinder bessere Chancen für ihre Zukunft bekommen.“

Kontakt: Bürgernetzwerk Bildung-VBKI gemeinnützige GmbH, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin, Karola Hagen, Tel. 030 72610856, www.vbki.de/buergernetzwerk-bildung                                                             

Text: STERNENFISCHER/Claudia Berlin
Foto: STERNENFISCHER/Reginald Gramatté

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